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hatten auch die Schweden wegen der zurücke gehenden Kayserlichen macht nicht lange zeit, als wurde beiderseits vom accord1) gehandelt und nach dreitägiger handelunge die stadt aufgegeben. Denen herren Schweden wurde gegeben zur rancion2) der stadt 16000 thlr. baargeld und 16000 thlr. an tuch und schuen, und wurde ein regiment Schwedische völcker in die stadt und auf die burgk geleget. Ehe die Schwed. armada von der stadt wegging, wurden vorher die ar-tollerey welches 100 stück geschüz waren hineingeführet, stunden so lange auf dem Anger bis sie mit guter manier konten nachgeführet werden.
Das regiment volck solte zwart dem accord nach auf dem lande liegend bleiben und nicht in die stadt kommen, nachdem aber die Keyserliche armada sich zu nahe ins gehege begeben wolle, zog dasselbe anno 1637 den tag Mariae Lichtmes (2. Febr.) gegen abend als schone temmerunge war hinein und blieb so lange drinne bis der friede gemacht wurde.
Falckenstein’sche Chronik.
53. Das Erfurter Friedensfeit.
(1650.)
Heuer zeigten die grünen Maien, mit Welchen man zu Pfingsten die Kirchen schmückte, zum ersten Male keine roten Blutströpschen mehr. Bisher Hatte man dieses traurige Himmelszeichen, das die Fortsetzung des unheilvollen Krieges verkünden sollte, in jedem Frühling neu an dem jungen Blätterschmuck der Birken erspäht.
Der Frieden War Wirklich da! Er War nach dreißig langen Kriegsjahren endlich Wieder in Deutschland eingezogen. Die meisten der Lebenden freilich kannten ihn nicht, und die Wenigen Alten, welche noch lebten und die Schrecknisse des Krieges überdauert hatten, erinnerten sich seiner nur aus ihrer Jugend.
Wie überall im deutschen Lande, so rüstete man sich Mitte September 1650 auch in Ersnrt, die Wiederkehr des Friedens festlich zu begehen. Nachdem die letzten Truppen der schwedischen Besatzung — 690 Mann mit 655 Frauen und 916 Kindern — aus mehr als 80 Wagen und mit 300 Pferden die Stadt verlassen hatten, begann auf Anordnung eines Hohen und Ehrbaren Rates ein Mehrtägiges Dankfest. In der Frühe des ersten Festtages donnerten die Wallgeschütze über die Stadt und weckten die Bürger aus ihrem ruhigen Schlafe. Doch nicht angstvoll horchten sie diesmal aus! In das Brüllen der Geschütze mischte sich kräftiger Posannenfchall. Wie Engelsgesang aus Himmelshöhen ertönte vom naben Kirchturm der uralte Lobgesang:
„Allein Gott in der Höh' sei Ehr Und Dank für feine Gnade,"
l) accord Vergleich; 2) rancion — Lösegeld.
i
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Extrahierte Ortsnamen: Mariae_Lichtmes Deutschland
36
Ii. Frankreich als Kaiserreich.
Dulderin ist als Preußens Schutzgeist in heiliger Erinnerung geblieben. Theodor Körner sang ihr das Grablied:
„Du schläfst so sanft! — Die stillen Züge hauchen Noch deines Lebens schöne Träume wieder;
Der Schlummer nur senkt seine Flügel nieder,
Und heil'ger Friede schließt die klaren Augen.
So schlummre fort, bis deines Volkes Brüder, wenn Flammenzeichen von den Bergen rauchen,
Ittit (Sott versöhnt die rost'gen Schwerter brauchen,
Das Leben opfernd für die höchsten Güter.
Ties führt der Herr durch Nacht und durch verderben;
So sollen wir im Kampf uns Heil erwerben,
Daß unsre Lnkel freie Männer sterben I
Kommt dann der Tag der Freiheit und der Rache,
Dann ruft dein Volk, dann, deutsche Frau, erwache,
Lin guter (Engel für die gute Sache."
H/Napoleons Feldzug gegen Rußland.
Im Jahre 1812 unternahm Napoleon einen Feldzug gegen Rußland. Er machte der russischen Regierung den Borwurf, daß sie die Kontinentalsperre gegen England nicht durchführe und durch einen neuen Zolltarif den Handel Frankreichs schädige. Preußen und Österreich stellten notgedrungen, das Großherzogtum Warschau bereitwillig Hilfstruppen zur Verfügung. Die Militärpartei am preußischen Hose war über das Bündnis mit Frankreich ungehalten und wünschte ein Bündnis mit Rußland. Die Minister waren dagegen der Ansicht, daß in diesem Falle Napoleon zuerst das preußische Heer angreifen und das preußische Gebiet verwüsten würde, ehe er in Rußland einrückte. Über eine halbe
Million Streiter führte Napoleon ins Feld. Nach mehreren Siegen
rückte er bis Moskau vor und schlug in dem Kreml, dem Palaste der russischen Kaiser, seine Wohnung auf. Den Winter gedachte er dort zu bleiben und im Sommer den Krieg gegen das ungeheure Reich fortzusetzen. Aber in Moskau fand er keine Verpflegung für feine Soldaten. Die Bürger hatten auf Befehl des Kommandanten die Stadt verlassen und alle Lebensmittel mitgenommen. Sobald die Kostbarkeiten in Sicherheit gebracht waren, ließ der Stadtkommandant die Stadt in Brand stecken. Nun saß Napoleon in der Mitte des Russischen Reiches ohne Nahrung und Wohnung für feine Soldaten; denn Dörfer und Städte liegen dort weit auseinander. Da ein strenger Winter früher als gewöhnlich seinen Einzug hielt, blieb dem Kaiser nichts übrig, als eilig den Rückzug anzutreten. Die Kosaken setzten ihm nach. Ein großer Teil der Truppen kam durch die Verfolger um, andre sanken
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Extrahierte Personennamen: Theodor_Körner Napoleon Napoleon Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich England Frankreichs Warschau Frankreich Moskau Moskau
7. Der Französische Krieg 1870—1871.
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sich auf dem Bahnhöfe zu Ems von ihm zu verabschieden. Graf Benedetti, der König Wilhelm hoch verehrte, hat sich nie über unfreundliche Behandlung seitens des Königs beklagt.
/ Kriegserklärung. Am 19. Juli 1870 ließ die französische Regierung der preußischen die Kriegserklärung überreichen.
Gerade sechzig Jahre vorher, am 19. Juli 1810, war des Königs Mutter, die unvergeßliche Königin Luise, gestorben. König Wilhelm begab sich an dem doppelt wichtigen Tage in das Mausoleum zu Charlottenburg, um am Grabe seiner Eltern zu beten.
„Heute war's vor sechzig Jahren," Tret' ich denn zum neuen Kampfe
Leise seine Lippe spricht, Wider alte Feinde ein,
„Als ich sah zum letzten Male Dann soll's mit dem alten Zeichen,
Meiner Mutter Angesicht! Mit dem Kreuz von (Eisen sein!
Heute war's vor sechzig Jahren, Der Erlösung heilig Zeichen
Als ihr deutsches Herze brach Leuchte vor im heil'gen Krieg,
Um den Hohn des bösen Feindes, Und der alte Gott im Himmel
Um des Vaterlandes Schmach! Schenk' dem alten König Sieg!
Jette Schmach hast du gerochen Blicke segnend, Mutterauge,
Längst, mein tapfrer Vater, du, Vater, sieh, dein Sohn ist hier,
Aber Frankreich wirst aufs neue Und auch du, verklärter Bruder,
Heute uns den Handschuh zu! Heute ist dein Herz bei mir!“
wieder sitzt ein Bonaparte Leise weht es durch die Halle,
Ränkevoll aus Frankreichs Thron, König Wilhelm hebt die Hand,
Und zum Kampfe zwingt uns heute All die goldnen Sprüche funkeln
wieder ein Napoleon! Siegverheißend von der wand.
Zu Lharlottenburg im Garten Aus dem düstern Fichtenhain Tritt der König hoch und mächtig,
Um sein Antlitz Sonnenschein! hesekiel.
Kriegsbereitschaft. Der französische Kriegsminister hatte erklärt, Frankreich sei zum Kriege vollkommen gerüstet. Dies war nicht wahr. Es fehlte an Ausrüstung für die Truppen, an Karten der Grenzgebiete, an Lebensmitteln für Soldaten und Pferde. Als Kaifer Napoleon Iii. bei der Armee eintraf, fand er keinen einzigen Truppenkörper völlig kriegsbereit. Preußen und der Norddeutsche Bund waren dagegen vollständig auf den Krieg vorbereitet, als er erklärt wurde; die süddeutschen Staaten stellten, dem Bündnis getreu, ihre Truppen unter Preußens
berbefeht. 5^roaf,en un^ preußen Hand in Hand,
Der Nord, der Süd ein Heer! was ist des Deutschen Vaterland? wir fragen’s heut nicht mehr!
Ein Geist, ein Arm, ein einz’ger Leib,
Ein Wille sind wir heut!
Hurra, Germania, stolzes Weib,
Hurra, du große Zeit!
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Extrahierte Personennamen: Benedetti Wilhelm Wilhelm Wilhelm Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Charlottenburg Frankreich Frankreichs Frankreich
— 216 —
und Blumensträuße in der Hand. Sie bildeten die Spitze des
Festzuges, an dem Beamte und Bürger, die verschiedenen Vereine zu Pferd und zu Fuß teilnahmen. Langsam, begleitet von einer großen Volksmenge, bewegte sich der Zug — die Göttin der
Vernunft, dargestellt durch ein Colmarer Mädchen in der
Mitte — dem Vernnnsttempel zu. Kaum hatte aber die Festzeremonie begonnen, da.ergriff die Flamme, die oben aus dem Berge loderte, das Gestell. Auch die grünen Tücher wurden von dem Feuer ersaßt, welche die Seiten des Berges bedeckten. Nur mit Mühe konnte es gelöscht werden.
Als die Musik verrauscht war, ertönte ein französischer Lobgesang aus die Freiheit. Darauf feierte ein Redner die Vernunft. Er forderte namentlich die Abschaffung des bisherigen religiösen Aberglaubens. Noch zwei Männer und mich ein Mädchen hielten Reden. Zum Schluffe saugen Jungfrauen am Fuße des Berges ein vom Dichter Pfeffel gedichtetes Lied zum Lobe der Vernunft. Abends fanden verschiedene Tanzbelustigungen statt. Alle Welt beteiligte sich daran; viele taten es gewiß nur mit innerem Widerstreben. Aber sie wollten durch ihr Fernbleiben nicht in Verdacht geraten. Denn eine Anzeige hätte sofortige Einkerkerung zur Folge gehabt.
Wie in Colmar, verlief diese lächerliche Feier auch in anderen elsässischen Städten.
Die beiden Gewalthaber Robespierre und Danton wurden uneinig, und letzterer wurde guillotiniert aus Betreiben Robes-pierres, der drei Monate darnach durch die Jakobiner gleichfalls aufs Schaffot gebracht wurde. Die gemäßigten Republikaner gewannen nun allmählich die Oberhand; der Jakobinerklub wurde aufgelöst, und (am 23. September) 1795 erhielt Frankreich eine neue Verfassung*). Fünf Direktoren mit den Vertretern des Volkes, nämlich dem Rate der Alten und dem Rate der Fünfhundert, sollten die Regierungsgeschäfte besorgen.
Ungeachtet der fortwährenden Unruhen in Paris hatte der Konvent Sorge dafür getragen, daß der Krieg gegen die äußeren Feinde mit allem Nachdrucke geführt wurde. Nach der Hinrichtung des Königs hatten England, Holland, Sardinien und Spanien sich dem Bunde von Österreich und Preußen angeschlossen. Die Franzosen kämpften überall siegreich und eroberten das deutsche Gebiet auf dem linken Rheinufer, sowie Holland, aus dem die Batavische Republik gemacht wurde. Nachdem Preußen und Spanien (1795) zu Basel Frieden mit der französischen
*) Tie dritte; die zweite, welche der Konvent im Jahre 1793 zustande gebracht hatte, war nicht in Wirksamkeit getreten.
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Extrahierte Personennamen: Robespierre Danton
Extrahierte Ortsnamen: Colmar Frankreich Paris England Holland Sardinien Spanien Holland Batavische_Republik Spanien Basel
— 119 -
jede patriotische Regung; wer im Verdachte stand, ein guter Deutscher zu sein, war an Freiheit und Leben gefährdet.
Hierdurch wurde iu ganz Deutschland eine tiefe Erbitterung gegen die Franzosen hervorgerufen. Aus Spanien kamen Nachrichten, daß die spanische Nation sich siegreich gegen die französische Gewaltherrschaft erhoben habe, und vaterländisch gesinnte Männer in Deutschland nährten im stillen die Hoffnung, daß den Deutschen ein gleiches gelingen könne.
Die Zeit schien dem Kaiser von Österreich günstig, um mit Ausgebot aller Kräfte des Kaiserstaates den Versuch zur Befreiung Deutschlands zu machen. Erzherzog Karl rückte mit einem gewaltigen Heere in Bayern ein und rief alle Deutschen zum Kampfe gegen den welschen Zwingherrn; dietiroler erhoben sich und jagten unter der Führung des Andreas Hofer, des Joseph Speckbacher und des Kapuzinerpaters Haspinger die Franzosen und Bayern aus den Tiroler Bergen hinaus; im Hessenlande bewirkte Oberst Dörnberg, daß 10000 Bauern sich erhoben, um den Westfalenkönig zu verjagen; von Berlin rückte der tapfere Husarenmajor Schill mit seinem Regiments aus, um aus eigene Faust den Kampf gegen den Unterdrücker zu beginnen. Alles dies geschah in den Apriltagen des Jahres 1809. Allein die schönen Hoffnungen wurden bald vereitelt. Der Kaiser Napoleon zog mit einem starken Heere, hauptsächlich von Truppen des Rheinbundes, gegen den Erzherzog, nötigte ihn durch siegreiche Gefechte iu der Nähe von Regensburg zum Rückzüge nach Böhmen und Mähren und rückte in Eilmärschen gegen Wien, das er am 12. Mai erreichte. Eine Woche darauf wurde die blutige Schlacht bei Aspern geschlagen, in der Erzherzog Karl siegte, Napoleon Bonaparte seine erste Niederlage erlitt. Allein am 6. Juli siegte Napoleon bei Wagram, und Kaiser Franz mußte den Frieden von Schönbruuu schließen, durch den er an Frankreich die österreichischen Besitzungen am adriatischen Meere abtrat. Die Unternehmung Dörnbergs war mißglückt; Lchill schlug sich einen Monat lang wacker mit den Franzosen herum, sand aber in Stralsund den Tod; die Tiroler kämpften mit Tapferkeit und Glück, mußten aber, von Österreich verlassen, die Waffen niederlegen; Andreas Hofer wurde durch einen Verräter den Franzofen ausgeliefert und zu Mantua erschossen.*)
Am Ende des Jahres 1809 stand Napoleons Macht fester als je zuvor. Österreich und Preußen waren vereinzelt in einem Kampfe unterlegen, den sie mit vereinten Kräften vielleicht siegreich hätten bestehen können. Die Hälste Deutschlands war dem fremden Zwingherrn untertan, und der Tag schien nicht mehr ferne, an dem auch Österreich und Preußen in die Stellung der Rheinbundstaaten herabgedrückt sein würden.
*) Vergl. im Anhang das Gedicht: Andreas Hofer.
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Andreas_Hofer Joseph_Speckbacher Husarenmajor_Schill Napoleon Karl Karl Napoleon_Bonaparte Napoleon Napoleon Franz Franz Andreas_Hofer Napoleons Andreas_Hofer
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Spanien Deutschland Deutschlands Bayern Hessenlande Dörnberg Berlin Regensburg Eilmärschen Wien Aspern Frankreich Stralsund Mantua Deutschlands Rheinbundstaaten
30
I. Die Zeit der Franzsischen Revolution und Napoleons I.
113.
18. die feste Stellung des englisch-deutschen Heeres unter Wellington bei Waterloo an. Durch wiederholte Sturmangriffe suchte er die von Eisen starrenden feindlichen Vierecke zu erschttern. Sie standen, aber ihre Verluste waren groß. Sie wnschten die Nacht oder die Preußen" herbei. Diese kamen auf den durch anhaltenden Regen grundlos ge-wordenen Wegen*) noch zu rechter Zeit an und entschieden die Schlacht. Auch der trotzige Todesmut der franzsischen Garde**) konnte nichts mehr retten. (Blcher und Wellington auf der Hhe bei Belle-Alliance. Verfolgung durch Gneifenau bis zum letzten Hauch von Ro und Mann".) Napoleon selbst mute auf der Flucht Hut und Degen in den Hnden der Feinde lassen. In Paris dankte er ab, nachdem ihn die Volksver-tretung dazu aufgefordert hatte.
3. Napoleons Ende. In Rochefort wollte sich der Flchling nach Amerika einschiffen, fand aber den Hafen durch englische Kriegsschiffe ge-sperrt. Da er sich im eigenen Lande nicht sicher fhlte, begab er sich auf eins der Schiffe und stellte sich unter den Schutz der Englnder. Diese brachten ihn im Einverstndnis mit den brigen Mchten nach St. Helena, wo er scharf bewacht wurde. In der Gefangenschaft beschftigte sich
1821. Napoleon damit, seine Denkwrdigkeiten zu schreiben. 1821 starb er.
Welche verschiedene Haltung zeigte das franzsische Volk gegen seinen Kaiser zur Zeit feines hchsten Kriegsruhmes, nach dem Feldzuge von 1814, vor dem Feldzuge von 1815 und nach der Schlacht bei Waterloo? Charakteristik Napoleons (Napoleon als Feldherr, als Staatsmann und als Mensch). Vergleiche Napoleon mit Attila!
1815. 4. Der zweite Pariser Friede, 1815. Nach der Schlacht bei Waterloo nahm Blcher zum zweitenmal Paris ein und trat nun mit kriege-rischer Strenge auf. Zwar verbot ihm sein König, die Brcke von Jena" in die Luft zu sprengen und eine Kriegssteuer von 100 Millionen Franken einzutreiben; aber desto eifriger suchte er die geraubten Kunst-schtze auf und schickte sie nach Deutschland zurck. Mit Hilfe der Eng-lnder wurde Ludwig Xviii. wieder auf den Thron gesetzt. Mit ihm schloffen die Verbndeten den Zweiten Pariser Frieden. Durch Ver-mittlung Englands und Rulands brauchte Frankreich nur einige un-bedeutende Grenzpltze abzutreten, 700 Millionen Franken Kriegskosten zu bezahlen und ein Besatzungsheer einige Jahre zu verpflegen. Whrend der Friedensverhandlungen schlo Kaiser Alexander mit dem König von Preußen und dem Kaiser von sterreich die Heilige Allianz, wodurch sie sich verpflichteten, nach den Vorschriften der christlichen Religion ein-ander wie Brder beizustehen und ihre Völker wie Vter zu regieren. Die meisten anderen europischen Fürsten traten dem Bunde bei.
*) Kinder," sagte der Marschall Vorwrts zu seinen Soldaten, wir mssen vorwrts. Es heit wohl, es geht nicht, aber es mu gehen. Ich Hab' es ja meinem Bruder Wellington versprochen; ich Hab' es versprochen, hrt ihr wohl? Ihr wollt doch nicht, da ich wortbrchig werde?"
**) Die Garde stirbt; aber sie ergibt sich nicht!"
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Extrahierte Personennamen: Napoleons_I. Napoleon Napoleons Napoleons Helena Napoleon Napoleons Napoleon Napoleon Ludwig_Xviii Ludwig Alexander Alexander
Extrahierte Ortsnamen: Napoleons Wellington Wellington Paris Amerika Waterloo Napoleons Paris Deutschland Englands Frankreich Wellington
406 74. Des Kurfürsten und Königs Max I. Joseph innere und äußere Politik.
Die Teuerung der Lebensmittel war aufs höchste gestiegen, aber der Sieg ließ alle Sorge vergessen; eine unzählige Zuschauermenge fand sich täglich bei den militärischen Schauspielen ein, die abwechselnd von den bayerischen und französischen Truppen veranstaltet wurden. Man gefiel sich in der Idee der Verwandtschaft der angeblich boiischen Vorfahren mit den Galliern, — der Sieg berauschte, vor dem Sieger beugten sich alle. Man muß sich um diese Volksstimmung gerecht zu beurteilen vergegenwärtigen, welch bannenden Eindruck auch anderwärts Napoleons Erscheinung hervorrief. Johannes Müller, seiner idealen Richtung und patriotischen Wärme wegen insbesondere von der Jugend gefeiert und geliebt, schrieb noch im Jahre 1806: „Ich mache nur zwei Abteilungen politischer Menschen: solche, die Napoleon hassen, und solche, die ihn lieben, und mit jenen ersten, wer sie auch seien, bin ich!" Wenige Monate später aber, nachdem er inzwischen Napoleon persönlich kennen gelernt hatte, schrieb er: „Die an das morsch gewordene Alte nutzlos verschwendeten Kräfte müssen auf das Neue übertragen werden, Gott ist es ja, der die Regierung einsetzt: man muß sich umdenken." Und ebenso emphatisch rüst Hegel ans, nachdem er Napoleon, die „Weltseele", gesehen hatte: „Es ist eine ganz wunderbare Empfindung ein solches Individuum zu sehen, das hier, auf einen Punkt konzentriert, über die Welt greift und sie beherrscht." —
Das deutsche Verhängnis erfüllte sich. Das Baud, das die deutschen Staaten bisher noch lose zusammenhielt, war schon zerrissen; vollends besiegelt wurde die Auflösung des Deutschen Reiches durch eine neue Vereinigung der süd- und mitteldeutschen Staaten zum sogenannten Rheinbund unter dem Protektorat Napoleons. Preußen erkannte zu spät, daß es durch die seit dem
Baseler Frieden verfolgte Politik nur den Vorteil Frankreichs gefördert habe;
als es sich zum Wasfengang mit Napoleon aufraffte, stand es allein. Bayerische Regimenter stürmten die schlesischen Festungen und bei Pultnsk flocht sich Kronprinz Ludwig ein Lorbeerreis um das jugendliche Haupt, aber fein Herz blutete ob dieser Bruderkämpfe; wieder wie in den unseligen Religionskriegen wurden Deutsche gegen Deutsche ins Feld gestellt, die Großmächte lagen zu
Boden geschlagen und die rheinbüudischeu Staaten waren zwar dem Namen
nach souverän, in Wahrheit jedoch Frankreichs Vasallen.
Während aber in anderen deutschen Staaten die gebotene Unterwürfigkeit unter Napoleons Willen auch träge Gleichgültigkeit in Fragen der inneren Politik im Gefolge hatte, herrschte bei der Regierung Bayerns das regste Streben das alte Stammland mit den neugewonnenen Gebieten zu einem wohlgegliederten, zukunftsfähigen Staatskörper zu verschmelzen und den Eintritt Bayerns in die Reihe der stimmberechtigten Mächte Europas vorzubereiten. Ans Umwandlung der Mosaik von verschiedenartigen Reichsterritorien in ein einheitliches Ganzes zielten alle Unternehmungen und Maßregeln des Ministeriums Moutgelas ab.
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Extrahierte Personennamen: Max_I. Joseph Napoleons Johannes_Müller Napoleon Napoleon Napoleon Napoleons Napoleon Ludwig Ludwig Napoleons
Extrahierte Ortsnamen: Rheinbund Napoleons Frankreichs Frankreichs Bayerns Bayerns Europas
40 8 74- Des Kurfürsten und Königs Max I. Joseph innere und äußere Politik.
Ein Akt der Notwehr gegen den übermächtigen und drohenden Nachbar war das Bündnis des Hauses Wittelsbach mit Bonaparte gewesen. Von einem „Verrat an Deutschland" konnte damals nicht die Rede sein, denn es gab kein Deutschland mehr. In der allgemeinen Verrottung und Versumpfung der europäischen Politik hatte die Erscheinung des Helden wohltätig wie ein Gewitter gewirkt. Aber der Kaiser hielt nicht, was das Programm des Konsuls versprochen. Er wollte Vorsehung der Menschheit sein und wurde ihre Geißel. Max Joseph sah sich und sein Volk durch den Übermütigen auf abschüssige Bahn gedrängt, sah zwischen seinem ältesten Sohne und Napoleon unheilbare Entfremdung, hörte den Sehnsuchtsruf der deutschen Stämme nach Versöhnung, Einigkeit, Verbrüderung. Er mußte zum Abfall sich entschließen.
Der russische Kaiser tat gegen Bayern die ersten vertraulichen Schritte, Österreich führte die Verhandlungen weiter. Mit den Vorstellungen der Diplomatie und den besorgten Äußerungen Marschall Wredes vereinigte der patriotische Kronprinz seine feurigen Bitten.
Der Vertrag von Ried (8. Oktober), durch Wredes Bemühungen zustande gebracht, bezeichnete den Politikwechfel des Wittelsba chischen Hauses, die Rückkehr des ersten und mächtigsten Fürsten des Rheinbundes zur
deutschen Sache. Zwar kämpften die Bayern nicht in der großen Leipziger-
Schlacht mit, aber durch deu Tag von Hanau traten auch sie ein in die Waffenbrüderschaft zur Befreiung der deutschen Heimat.
Schon im nächsten Jahre wehten die Fahnen der Verbündeten auf französischem Boden. In den Kämpfen, durch welche Napoleon den überlegenen Feind vom Wege nach Paris abzulenken versuchte, leisteten die bayerischen Truppen treffliche Dienste. Die bayerischen Reiterbrigaden zwangen bei Brienne die sieggewohnte Kaisergarde und den Kaiser zur Flucht; das 10. bayerische Infanterieregiment erstürmte Bar an der Aube; das ganze Korps Wrede nahm an den blutigen Kämpfen um Ar eis rühmlichsten Anteil. Durch Kühnheit im Angriff und Verwegenheit in der Verfolgung tat sich namentlich der achtzehnjährige zweite Sohn des Königs, Prinz Karl, hervor.
Durch die Bayern im Rücken gesichert vollbrachte die Hauptmasse der
Verbündeten glücklich den Marsch auf Paris und zog am 31. Mai 1814 mit klingendem Spiel dort ein; am folgenden Tage grüßten auch die bayerischen Truppen das Wahrzeichen der überwundenen Weltstadt, die Türme vou Notredame. * *
*
Endlich, nach der gänzlichen Niederwerfung Napoleons, durfte Max Jofeph voll und ganz das sein, wozu ihn seine natürlichen Anlagen bestimmten: ein Friedensfürst, seinem Volke ein immer und überall hilfsbereiter, großherziger Freund. Für die schweren Prüfungen von fast zwei Jahrzehnten sah er sich schließlich doch reich entschädigt als Herr über ein Gebiet von mehr als 1300 Quadratmeilen mit einer Bevölkerung von vier Millionen Seelen. Die
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Preußen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Ursachen des siebenjährigen Krieges. 275
einmal wurden seine friedlichen Bemühungen unterbrochen, noch einmal mußte er zur Vertheidigung des eroberten Schlesiens das Schwert ziehen. Wir wollen daher zuerst den weiteren Verlauf seiner Kriegsthätigkeit schildern, um ihn sodann als Regenten näher kennen zu lernen.
35. Der siebenjährige Krieg (1756 — 1763).
Ursachen des Krieges. Maria Theresia hatte nach Beendigung der schlesischen Kriege noch einige Jahre den Kamps gegen Frankreich fortzusetzen: erst im Jahre 1748 wurde zu Aachen ein Frieden geschlossen, durch welchen die Fürstin im fast ungeschmälerten Besitze des ererbten Reiches und ihr Gemahl in der Kaiserwürde bestätigt wurde. Kaum war die stolze Kaiserin auf ihrem Throne befestigt, so trat mit neuer Gewalt die quälende Erinnerung vor ihre Seele, daß eines der schönsten Juwele ihrer Krone, die Provinz Schlesien, aus derselben gerissen worden: sie konnte es nimmer und nimmer verschmerzen, daß ein geringerer Fürst dem mächtigen österreichischen Hause ein so schönes Land mit Gewalt abgetrotzt hatte, — ihr katholischfrommer Sinn wurde zugleich durch den Gedanken betrübt, daß jene Provinz unter die Gewalt eines „ketzerischen" Fürsten gekommen, — endlich mußte sie auch sehen, wie unter Friedrich's trefflicher Regierung das ihr entrissene Land sich schnell zu unerwarteter Blüthe entfaltete und die Einkünfte desselben sich vervielfältigten. Maria Theresia war selbst eine weise, fürsorgliche und glückliche Regentin, welche ihr Land in großen Flor brachte; desto mehr wußte sie den Werth der verlorenen Provinz zu schätzen und desto eifersüchtiger blickte sie unablässig nach derselben hin. Sie konnte den Gedanken nicht aufgeben, sich des schönen Landes bei der ersten Gelegenheit wieder zu bemächtigen.
Um dieses Ziel sicherer zu erreichen, war sie darauf bebacht, sich mit Friebrich's sonstigen Feinden und Nebenbuhlern in Verbindung zu setzen. Es war kein Wunder, daß der junge Fürst, welcher die Welt durch seine glücklichen Feldzüge in Staunen gesetzt hatte, viel Neid und Eifersucht erweckte: große und kleine Fürsten waren ärgerlich darüber, daß der ehemalige Markgraf von Brandenburg sich aus einmal eine hervorragende Rolle unter den großen Staaten Europa's anzumaßen schien. Seine Nachbarn fürchteten, daß er bei dem glücklichen Anfange feiner kriegerischen Laufbahn nicht stehen bleiben, sondern ans eine weitere Vergrößerung seines Reiches sinnen würde. Ueberbies machte sich Friedrich manche Fürsten babnrch zu persönlichen Fein-ben, daß er sich über ihre Schwächen und Verirrungen oft mit beißendem Witze aussprach. Das war besonders mit der Kaiserin Elisabeth von Rußland der Fall, welche sich von ihren Günstlingen fast ganz beherrschen ließ, worüber Friedrich bei mehreren Gelegenheiten unumwunden gespottet hatte. Die Sachsen und Oesterreicher machten sich natürlich ein Vergnügen daraus, feine scharfen Bemerkungen der Kaiserin Elisabeth und deren Günstlingen zu hinterbringen, um dieselben für die Pläne gegen Preußen leichter zu gewinnen. In der That wurde schon im Jahre 1746 ein Tractat zwischen Oesterreich und Rußland abgeschlossen, worin ein geheimer Artikel geradezu gegen Friedrich und gegen sein Recht auf Schlesien gerichtet war.
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Preußen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Tie zweklr. Theilung Polens. 353
war, sich die Ansichten geändert hatten. Nach der Beendigung des Türkenkriegs schien Rußlands Machterweiterung nicht mehr so drohend, mit Oesterreich war Preußen in ein enges Bündniß getreten, und die ganze Sorge der preußischen Regierung war auf die Bekämpfung des revolutionären Geistes gerichtet, welcher von Frankreich aus die Völker zu ergreifen drohte. Nun hatten aber auch in Polen die Vertheidiger der neuen Verfassung sich theil-weise zu den revolutionären Ideen Frankreichs hingeneigt, und nach und nach traten in den Versammlungen und Clubs der sogenannten patriotischen Partei Anzeichen hervor, welche auf den Einfluß der französischen Jakobiner schließen lassen mußten. Friedrich Wilhelm sagte sich daher geradezu von ihrer Sache los. Die Patrioten verzweifelten jedoch nicht. Kosziusko, ein tapferer Edelmann, welcher in Amerika unter dem Freiheitshelden Washington gefochten, trat an die Spitze des auf allen Seiten begeistert aufstehenden Volkes und widerstand bei Dnbienka ruhmvoll der russischen Uebermacht. Aber die inneren Parteiungen und der Wankelmuth des Königs Stanislaus lähmten Kosziusko's Kraft, welcher nach vergeblichen Anstrengungen mit seinen eifrigsten Anhängern das Vaterland verließ. Rußland hatte nun ganz Polen in seiner Gewalt und bot Preußen eine neue Theilung des ohnmächtigen Landes an. Preußen ging daraus ein und ließ seinerseits ein Heer in Polen einrücken. In einer öffentlichen Erklärung vom 6. Januar 1793 hob Friedrich Wilhelm besonders die Gefahr hervor, welche von der Verbreitung des französischen Demokratismus in Polen durch die Grundsätze der jakobinischen Clubs seinen eigenen Ländern gedroht habe. Im Begriff, einen neuen Krieg gegen die Revolution in Frankreich zu führen, dürfe er nicht den Revolutionärs in seinem Rücken freie Hand lassen, müsse vielmehr die Ausrührer unterdrücken helfen, Ordnung und Ruhe wiederherstellen und die Wohlgesinnten in seinen Schutz nehmen. Wohl hatte der König einiges Recht zu solcher Erkläruug; denn so eben hatte eine polnische Deputation vor dem französischen Nationalconvent versichert, daß die ganze polnische Nation die jakobinischen Grundsätze theile, und die französischen Schreckensmänner hatten Kosziusko zum Ehrenbürger ernannt.
In der bald darauf erfolgten zweiten Theilung Polens (16. April
1793) erhielt Preußen die Städte und Gebiete von Danzig und Thorn (welche mit Westpreußen vereinigt wurden) und den größten Theil des früheren Großpolens, nämlich die vorher noch nicht in Besitz genommenen Theile der Wohwodschafteu Posen, Gnesen, Jnowraclaw, ferner Kalifch, Plock u. s. w. (welche unter dem Namen Südpreußen vereinigt wurden), endlich den Bezirk C z e n st o ch a u (von der Woywodschaft Krakau), im Ganzen über 700 Quadratmeilen mit mehr als einer Million Einwohner, wogegen es die litthauische Herrschaft Tauroggen an Rußland abtrat. Der polnische Reichstag mußte nothgedrungen seine Zustimmung zu der neuen Verkleinerung des Königreichs geben, aber das tief gekränkte Volk erhob sich noch einmal unter der Leitung des heimlich zurückgekehrten Kosziusko und seines Freundes Madalinski (1793).
Kosziusko, zum unumschränkten Befehlshaber ernannt, erließ von Krakau aus einen Aufruf aus Volk, zur Wiederherstellung der Freiheit und Wiedereroberung der entrissenen Landestheile. Ein erster Sieg der Patrioten trieb
Hahn, preuh. Gesch. 20. Aufl. 23
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
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